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anton hallmann __

<<< _sie müssen benutzt werden als das, was sie sind ...“. Hallmanns Kritiken waren eine Kampfansage an den Mainstream der gesellschaftlichen Elite seiner Zeit, der die Kunst fast ausschließlich nach Maßstäben der Vergangenheit beurteilte und den strengen Drill an den Kunstakademien forcierte.

 

 

Der exzessiven Mittelalternostalgie setzte er die objektive Erfassung des mittelalterlichen Formenguts entgegen. Die naturalistische Zeichenstudie war dabei das Medium, das den damals größtmöglichen dokumentarischen Anspruch erfüllte und insofern der späteren Photographie am nächsten kam. Den Zeichnungen haftete zudem der Charakter des Entwurfs und des Fragmentarischen an.

Hallmann distanzierte sich nicht von der Geschichte durch eine bloße Verurteilung der Vergangenheit als solcher, sondern nahm dort Abstand zu ihr, wo sie zum toten Ersatz von lebendiger Gegenwart wurde. Er beschäftigte sich mit Kunstgeschichte, um seinen eigenen Ansatz aus dem Wissen um die Vergangenheit zu entwickeln. Sein Ziel war, in seiner Zeit mit der Geschichte auf Augenhöhe zu stehen.

Der Ansatz seiner Kritik wendete sich gegen das von Sinn und Inhalt Losgelöste, das von seiner Funktion Abgekoppelte. Er bemerkte in diesem Zusammenhang: „Dass es besser sei mit dem Erlernen der Muttersprache anzufangen, als kostbare Jahre damit zu vergeuden, eine lateinische Ode schreiben zu können“. Hallmann setzte auf das Hier und Jetzt, statt auf die vermeintliche Glückseligkeit ferner und vergangener Paradiese.

 

 

Dies sind nur einige der seiner Zeit voraus greifenden Forderungen. Es war seine Auseinandersetzung mit einer monolithisch erstarrten Umgebung, in der das Kopieren und Nachahmen mehr galt, als das aus dem gegenwärtigen Leben Entstehende.

Lebensweg

Anton Hallmanns Lebensweg beginnt im Hannover des Jahres 1812. Dort beginnt er 16-jährig ein von 1828-29 währendes Ingenieur- und Architekturstudium in der Artillerieschule. Da er in Hannover kein Staatsexamen ablegen kann, wählt er als erstes Wirkungsfeld außerhalb seiner Heimatstadt 1832 die Stadt München aus, um an der dortigen Universität Vorlesungen in Physik und Kunstgeschichte zu belegen, Unterricht an der Bauschule zu nehmen, sowie den Architektenverein und die Akademie zu besuchen. Das in München fortgesetzte Architekturstudium wird 1834 von einer Italienreise bekrönt, die ihn zu den klassischen Stätten führt.

Zurück in München kommt es ein Jahr darauf zu einer Weichenstellung für seine berufliche Zukunft. 1837 wird er dem König und Kronprinzen von Bayern vorgestellt und im selben Jahr kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit dem Kronprinzen von Preußen. Von ihm erhält er ein Empfehlungsschreiben an den russischen Zaren, das er für eine Russlandreise benötigt, die Hallmann vermutlich zu diesem Zeitpunkt plant. In Hannover entstehen noch im gleichen Jahr Pläne für ein Zeughaus.

Im Berlin des Jahres 1838 befindet er sich schließlich in gesellschaftlichen Kreisen ersten Ranges. Die Anerkennung von Größen seiner Zeit wie Karl Friedrich Schinkel und Alexander von Humboldt, die den persönlichen Kontakt auf Augenhöhe zu ihm wertschätzen, wird ihm hier zu teil.

 

 

Über den Umweg von Zwischenaufenthalten in Frankreich und England gelangt Hallmann schließlich zu seiner geplanten Russlandreise. Petersburg ist das Ziel, wo er Arbeiten für den ersten Architekt des Zaren Alphonse de Montferrand zur Innenausstattung der Isaaks-Kathedrale ausführt. Ein Kurzaufenthalt in Moskau dient dem Studium des altrussischen Stils. Von dem, was er vorfindet, inspiriert, entsteht eine Abhandlung zum griechisch-russischen Kirchenbaustil.

1838 möglicherweise angespornt von der erfolgreichen, aber befristeten Zusammenarbeit mit Montferrand, schickt sich Hallmann zu einem ersten konkreten Versuch zur Konsolidierung seiner beruflichen Laufbahn an und versucht entsprechende Prioritäten zu setzen. Er bemüht sich um eine Anstellung an der russischen Kunstakademie. Als akademische Prüfungsaufgaben sind Pläne für eine byzantinische Kirche auszuarbeiten, die offenbar nicht auf die erwartete Resonanz stoßen, er verließ Russland 1839.

Seine Bemühungen, 1839/40 über das Royal Institute of British Architects eine Architektenlaufbahn in England einzuschlagen, bleiben ebenfalls erfolglos. Er beteiligt sich unter anderem an einem Wettbewerb für die königliche Londoner Börse - auch hier gelingt ihm der Durchbruch nicht. Daraufhin strebt er vergebens eine Karriere in British-Indien an.

 

 

1840 bieten sich ihm in Berlin neue berufliche Chancen. Von seinem Freund Humboldt wird Hallmann dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. als „Architekt für spezielle königliche Aufträge“ vorgestellt. Es eröffnet sich die Möglichkeit, an die Stelle seines Vorbildes, des gealterten und kranken Schinkel zu treten. In dieser exponierten beruflichen Situation sollte ihm jedoch das fehlende Staatsexamen bald zum Verhängnis werden.

Pläne zu einem protestantischen Dom in Berlin entstehen. Hallmanns Ernennung zum Bauinspektor beim Hofmarschallamt wird vollzogen, es kommt zur Machtprobe mit dem verbeamteten Hofbaurat Stüler. Dieser fordert einen Nachweis des preußischen Staatsexamens für den Posten. Einem Akt der Demütigung par excellence soll Hallmann die erforderlichen Einzelprüfungen ablegen, er verweigert und entgeht diesem Gesichtsverlust, indem er den König um seine Entlassung bittet.

Als Entschädigung erhält er eine fünf Jahre andauernde Pensionszahlung, die er unter anderem für einen Italienaufenthalt verwendet. 1842 gibt er in Dresden seine Essaysammlung Kunstbestrebungen der Gegenwart heraus.

Im Jahre 1844 bricht er zum letzten Mal zu einem Italienaufenthalt auf. In Rom ankommend, beschäftigt er sich mit Zeichnen und Ölmalerei, sendet verschiedene Briefe zur Auftragsaquirierung an den Hofmarschall von Hannover und den König von Preußen - mit mäßigem Erfolg. Hallmann plant, nach Deutschland aufzubrechen, um dem preußischen König ein Malerei-Auftragswerk persönlich zu übergeben, wozu es nicht mehr kommen sollte. Noch bevor sein Werk entspechende Würdigung erlangen kann, erkrankt Anton Hallmann 1845 am römischen Fieber und stirbt im Alter von 33 Jahren in Livorno.